Dienstag, 8. Mai 2007
Ladies and Gentlemen: Gerechtigkeit vs. deutsch-amerikanische Freundschaft
Ich bin soeben über einen Artikel im Spiegel vom 26.3. gestolpert. Der Titel lautet "Feigheit vor dem Freund".

Um ehrlich zu sein, blieb mir die Spucke weg. Ich bin mit Sicherheit nicht antiamerikanisch eingestellt, warum auch? Alle Welt weiß doch, dass die Bevölkerung der USA grundsätzlich erst einmal einen Spleen hat, wenn es um ihr Land geht. Dafür gibt es historische Gründe, die ich hier jetzt aber nicht auswalzen will.

Selbstverständlich ist auch der Spiegel nicht unpolitisch und manipuliert die Leser, wie das jedes "gute" Magazin tut, der Mensch wird schlussendlich durch die Informationen geprägt, mit denen man ihn füttert. Vor allem dann, wenn er sich dann keine eigenen Gedanken zu dem Thema macht (es gibt ja leider genug, die es als anstrengend empfinden, ihre grauen Zellen ein wenig zu betätigen).

Dennoch ist die in dem Artikel verkündete Botschaft nicht gerade Grund zum Feiern. Die Strafanzeige gegen u.a. den ehemaligen Verteidigungsminister der USA Donald Rumsfeld lässt die gesamte Justiz kopflos umherlaufen. Muss er zur Rechenschaft gezogen werden? Warum von der deutschen Justiz, gerade jetzt, wo Frau Merkel sich die Knie vor Mr. Bush wundrutscht? Die deutsch-amerikanische Freundschaft steht auf dem Spiel, wenn man Rumsfeld verfolgt.

Freundschaft? Entschuldigung, ich habe mich wohl verlesen... Also im Normalfall beruht eine Freundschaft auf Geben und Nehmen, beide Seiten versuchen sich möglichst gegenseitig zu helfen. Ich kann mich da auch irren, aber das was hier praktiziert wird ist meiner Ansicht nach ein Aufbau an Satelliten wie seinerzeit die Sowjetunion das gehandhabt hat. Mal im Ernst: was haben die USA für Deutschland getan?

Gut, jetzt kommen wieder die Aufgeklärten, die sagen werden: Hey, sie haben uns im zweiten Weltkrieg den Arsch gerettet und Hitler dazu gebracht, sich selbst umzubringen. Sie haben geholfen, die Bundesrepublik aufzubauen. Also mal aus ganz distanzierter Sicht betrachtet, möchte ich doch mal ein bisschen nachhaken.

Die USA sind erst in den zweiten Weltkrieg eingetreten, als sie sich selbst bedroht sahen. Das ist Fakt und das wird kein Historiker je bestreiten. Und kein Wirtschaftswissenschaftler kann mir erzählen, dass die USA die neue Bundesrepublik NICHT als zusätzlichen Absatzmarkt gebraucht hat! Mal ganz abgesehen von der Pufferfunktion gegen die UDSSR im Kalten Krieg.

So... wie war das noch mal mit der Freundschaft? Ach, da gab es sowas wie die Luftbrücke... naja, irgendwie muss man sich ja bei denen einschleimen, die einem den Hintern retten sollen, oder? Nein, mir kann niemand erzählen, dass dies eine "Freundschaft" im eigentlichen Sinne ist. Es ist mehr die Tatsache, dass weiterhin auf den Schuldgefühlen der deutschen Bevölkerung herumgetrampelt wird. "Wir haben den USA so viel zu verdanken..."

Echt? Was denn so zum Beispiel? Lucky Strike? MacDonald's (okay, dafür BIN ich dankbar)? Coca Cola? Jeans? Hmm... also mir ist schleierhaft, was diese Dinge mit einer Freundschaft zu tun haben, sie haben nämlich politisch gesehen keine Bedeutung, nur wirtschaftlich. Aber unser Freund Uncle Sam würde uns doch nie ausnutzen, nein, das sehen wir ganz falsch.

Und ich bitte vielmals um Entschuldigung, dass ich nicht zu der Generation gehöre, die dies alles live miterlebt hat. Ich kann nichts dafür, da müssen sich die USA wohl bei meinen Urgroßeltern beschweren.

Nein, ich will kein rechtes Gedankengut wieder aufwärmen. Das ist absoluter Blödsinn. Ich empfinde die Verbrechen, die unter Hitler und seinen Mannen begangen wurden als etwas unfassbar Schreckliches. Aber ich lasse mich nicht in die Schublade "potentieller Nazi" stecken, weil ich zufällig Deutsche bin. Und ich lasse mir keine Schuldgefühle einreden, weil mein Urgroßvater vielleicht (ich weiß es ehrlich gesagt nicht, keine Ahnung, für wen er gekämpft hat) im Krieg auf der falschen Seite gekämpft hat. Ich meine... zu dem Zeitpunkt war meine OMA noch ein Quark im Schaufenster! Was ich damit sagen will ist, dass ich mich den USA in keinster Weise verpflichtet fühle.

Und genauso wenig sollte es eine Frau Merkel tun. Ich weiß, Politik ist ein heikles Thema und Diplomatie ist bei weitem nicht so einfach wie es manchmal den Anschein hat. Dennoch würde ich ein bisschen mehr Neutralität gutheißen, Frau Merkel!

"Wir sind nicht die Weltpolizei" sagte Herr Andreas Schmidt (CDU), steht im Artikel. Schöner Standpunkt. Und was ist mit den USA? Sind sie es?
Müssen sie überall auf der Welt ihre Finger mit im Spiel haben und mitmischen, wo es nur geht, in Hornissennester stechen und die Anderen das Aufräumen übernehmen lassen? Nehmen wir nur Afghanistan. Russland hat sich von dort zurückgezogen. Aber nicht, weil sie einfach beschlossen haben "Kommt Brüder, wir lassen die Leute da endlich mal in Ruhe", sondern weil das Land absolut unzugänglich und unüberschaubar ist. Sonst müssten die zuständigen Behörden der USA schon lange den Aufenthaltsort von Herrn Bin Laden ausfindig gemacht haben, die Technik haben sie ja. Schon seltsam, dass da nichts passiert ist, außer dass die USA die Taliban aufgescheucht hat und dann die UN und Nato-Truppen zum Aufräumen geschickt hat.

Oder der Irak. Weil Mr. Bush nicht gefallen hat, dass Saddam auf einmal einen eigenen Willen entwickelt hat und nicht mehr die Marionette derjenigen war, die ihn überhaupt erst an die Macht gebracht haben (Man beachte bitte diese Widersprüchlichkeit!!), musste er dort einmarschieren. Gut und schön, nur... was war der Grund(Also, abgesehen von dem Komplex Mr. Bush' seinen Vater übertreffen zu müssen in einem BOMBASTISCHEN Feuerwerk am Golf)? Und was ist jetzt? Es geht eine Bombe nach der anderen hoch, und die USA überlegen, ihre Truppen abzuziehen. Ein voller Erfolg, Uncle Sam. Lasst doch wen anders aufräumen, wir haben genug gespielt. Wie ein kleiner Junge mit seinen Spielzeugsoldaten, die dann halt einfach mal auf dem Boden liegen bleiben, bis wer drauftritt und fluchend auf einem Bein hüpft und sich das Ding aus dem Fuß zieht (falls er noch einen Fuß hat, bei all den Landminen)...

Die Bilder von Folterungen gingen um die ganze Welt, Empörung auf allen Seiten. Und doch war es genau das, was die USA WILLENTLICH dort betrieben haben! Und dabei handelt es sich nicht nur um physische Foltern wie Misshandlung oder Verletzen. Sondern auch um psychische Folter wie zum Beispiel 30-tägige Isolationshaft.

Und jetzt darf ein VERANTWORTLICHER nicht von uns angezeigt werden, weil wir doch so dicke mit den USA sind?? Also bitte... dass ich nicht lache.

Fakt ist: Man sollte einem Kind kein Messer zum Spielen geben, es könnte sich und anderen damit wehtun. So sieht es nunmal aus. Die USA machen was sie wollen, wie ein kleines Kind am heißen Herd. Erst draufpacken, sich die Pfoten verbrennen und dann heulend nach Hilfe schreien, weils weh tut. Vernünftige Eltern trösten, aber lassen das Kind auch mal eine Lehre draus ziehen....

Also ich glaube, irgendwas wurde da nicht so richtig verstanden, denn irgendwie lernen die USA nicht... wie wäre es zum Beispiel, wenn man ihnen die Hilfe in Form von Truppen verwehrt? Wäre vielleicht mal eine Erwägung wert.

Und Donald Rumsfeld... tja, selber Schuld, würde ich sagen. Auf zum Schafott, der Herr... jeder sollte sein Fett wegkriegen, haben wir ja von den USA gelernt... ich bin der Ansicht, man sollte konsequent sein!

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Süße....Politiker A kann Politiker B nur solange in den Ar... kriechen, bis der Hals zu Ende ist ;-)

In nicht vollkommenen Staaten sind Politiker (die Indifferentisten relativer Reize) auch die besten Staatsbürger. Sie nehmen an allem, was gut ist, Teil, lachen über die *Dummheiten* ihrer Zeitgenossen im stillen Kämmerchen, und leben enthaltsam von allem Übel. UND sie ändern nichts, weil sie genau wissen, daß jede Änderung der Art und unter diesen Umständen nur ein neuer Irrtum ist, und das Beste nicht von außen kommen kann. Sie lassen alles in seinen Würden, und so wie sie keinen genieren, so geniert auch sie keiner, und sind überall auf das herzlichste willkommen...

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Das ist gut.

Als Leserbrief veröffentlichen ? An die Bundeskanzlerin schreiben ? Mal neue Zeitung gründen ? Herausgeben ?

Lass Dir was einfallen. Mit kleinen Schritten kann man auch die Welt verändern.

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