Samstag, 28. April 2007
Und wo wir gerade bei Frankenstein sind...
Ich habe noch ein paar Überlegungen zu diesem Thema.
Wer dieses Buch gelesen hat, oder den Film gesehen hat, weiß, dass Frankenstein's "Monster" eigentlich wesentlich menschlicher ist, als jeglicher "wirkliche" Mensch, der in der Geschichte vorkommt. Es zeigt mehr Gefühl und soziales Wesen als sein eigener Schöpfer.
So ist es nicht weiter verwunderlich, dass es sich nach einer Artgenossin sehnt und von seinem Schöpfer, der sein "Monster" allein durch die Schöpfung an sich zum Außenseiter und Einzelgänger gemacht hat, die Erschaffung ebenjener fordert.
Frankenstein erfüllt ihm diesen Wunsch nicht, da er fürchtet, dass sich das Monster mit einer Artgenossin fortpflanzen könnte.

So langsam aber sicher kommen mir doch Zweifel an der Logik dieses Buches.

Dass ein Mann aus Leichenteilen etwas zusammenflickt und es wieder ins Leben zurückholt ist an sich schon ein Ding der Unmöglichkeit, aber wenn ich so an gewisse Prominente denke, die sich haben einfrieren lassen, um eventuell in der Zukunft von ihren jetzt noch unheilbaren Krankheiten erlöst zu werden, erscheint mir das noch nicht allzu absurd, wenn auch trotz allem unlogisch.
Aus medizinischer Sicht alleine ist so ein Vorgang nicht möglich, denn wenn die Leichenstarre eintritt ist jegliche Bewegung unmöglich... selbst mit erwärmen, dürfte die Leiche eher außen geröstet, als wieder zum Leben erweckt werden.
Die Idee mit dem Strom als Energielieferant für das erste sich-wieder-bewegen ist mal gar nicht so schlecht, aber trotzdem recht weit hergeholt.

Vorausgesetzt, man bekommt eine Leiche (oder eine Zusammenstellung aus mehreren Leichen) dazu, sich doch wieder zu bewegen... heißt das noch lange nicht, dass auch die Kürperflüssigkeiten wieder wie gewohnt fließen. Aber selbst wenn... jeder weiß, dass Männer im Alter immer weniger, bis gar keine Keimzellen mehr produzieren.

So. mal angenommen, man kann so etwas wie Frankensteins Monster zusammen basteln... mal angenommen, man kann es wirklich wieder in Bewegung bringen... Dann erkläre mir jetzt mal einer, wie sich dieses Wesen reproduzieren soll, wenn es aus Leichen(-teilen) besteht, die einfach rein biologisch nicht mehr in der Lage sind, Keimzellen zu produzieren (Alterungsprozess als Leiche etc)!?

So, Mrs. Shelley, ich habe sie entlarvt... sie haben nicht die geringste Ahnung von Wissenschaften!

Weiter im Text.

Wenn also dieses Wesen, dieses Monster, aus Leichenteilen besteht, dann bedeutet das, dass jedes Einzelteil vorher bereits in Gebrauch war. Auch das Hirn.
Jetzt erkläre mir mal jemand, wie es kommt, dass Frankensteins Monster nicht sprechen kann (nicht Schreiben können, das lasse ich mir noch gefallen, es gab eine sehr, sehr hohe Anzahl an Analphabeten zu der Zeit, als das Buch veröffentlich wurde)? Wenn man davon ausgeht, dass etwas, das lebendig war, jetzt wieder ins Leben, also zum Weiterlaufen gebracht wird... warum hat das Monster keine Erinnerungen an "früher" ? Warum hat es nicht die Erinnerungen und Fähigkeiten des Hirns, das in ihm steckt?
Dass die Extremitäten wie Beine und Arme nicht funktionieren... das schiebe ich mal beiseite, denn das Hirn muss ja erst die "neuen" Nervenbahnen der jetzigen Arme und Beine verarbeiten, vorher hatte es ja Andere zu verwalten. Aber was ist mit Erinnerungen, wie gesagt? Was ist mit der Fähigkeit, zu Sprechen?
Fragen über Fragen und nicht eine logische Antwort.
Jetzt werden wieder einige mit mir Unzufriedene schimpfen, weil ich die Fiktion auseinanderpflücke, aber Fakt ist und bleibt, dass Mary Shelley ein schönes Märchen geschrieben hat... keine wissenschaftlich fundierte Geschichte... ich bin enttäuscht. Ich habe mehr erwartet.
Dennoch... gute Arbeit Mrs. Shelley, trotzdem ein fesselndes Buch, auch wenn die Feministinnen unserer Zeit sich darauf stürzen wie Schmeißfliegen. Danke, Mrs. Shelley.

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